Schattenarbeit mit weiblichen Archetypen: Warum deine innere Hexe dich nicht länger in Ruhe lässt

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Du kannst versuchen vor deinem Schatten-Ich weg zu rennen. Glaub mir: Es geht. Ich habe es versucht.

Ich habe mich in Beziehungen versteckt vor meinem Schatten. Ich habe mich in Arbeit versteckt vor meinem Schatten. Ich habe mich in anderen Ländern versteckt vor meinem Schatten. Ich habe versucht mich in meinem Licht vor meinem Schatten zu verstecken. Ich habe versucht mich tausend Mal um mich selbst zu drehen, die Lichtgeschwindigkeit auszutricksen, alles nur, um meinen Schatten nicht fühlen zu müssen.

Leider crasht das System irgendwann, wenn du dich vor deinem Schatten versteckst. Du verlierst dich in deinem Licht-Ich. Du verlierst dich im strahlenden Teil deines Selbst.

Wieso verlieren, es strahlt doch? Verlieren, weil du dich niemals ganz fühlen wirst, wenn du den Anteil in dir nicht annimmst und lebst, den du versuchst vor dir selbst zu verstecken.

Nein, ich empfehle dir nicht, Massenmörder zu werden oder sonstiges Radikales. Was ich jedoch fühle: Mit steigendem Alter, jetzt 43, will ich immer mehr ICH werden. Mit steigendem Alter ist da eine immer größere Sehnsucht nach meinem echten Ich da.

Ich bin die Königin der Umzüge. Bis jetzt bin ich ungefähr 25mal umgezogen. Alleine in meiner Grundschulzeit (1. bis 4.Klasse) war ich in drei verschiedenen Grundschulen. Das prägt.

Ich habe mir dadurch ein krass strahlendes Licht-Ich antrainiert, das strahlt, extrovertiert ist, empathisch, humorvoll, freundlich.

Logisch, das habe ich zum Überleben gebraucht. Das hat für mein psychisches System Sinn gemacht. Ich habe immer innerhalb kürzester Zeit versucht, mich anzupassen, anzukommen, dazu zu gehören.

Wenn ich mir alte Kinderbilder ansehe, ist diese Strahle-Ich auch schon da. Ich frage mich, ob das meine pure kindliche Freude ist oder ob ich das Strahle-Ich schon in meiner Herkunftsfamilie gebraucht habe.

In letzter Zeit merke ich, dass da noch etwas Anderes in mir ist. Es meldet sich immer stärker eine andere innere Stimme. In den letzten Texten habe ich diesen Anteil von mir „Innere Hexe“ genannt. Warum eigentlich?

Der Anteil meiner Psyche, der da hochkommt, ist das Gegenteil von meinem strahlenden Licht-Ich. So würde ich den Anteil beschreiben, den ich „innere Hexe“ nenne:

🌑 Sie interessiert sich nicht für die Meinung von Anderen.

🌑 Sie will soweit wie möglich von anderen Menschen wohnen, am Rande des Dorfes.

🌑 Sie ist magisch, sie ist stark und sie hat eine unbändige, weibliche Urkraft. Sie kann erschaffen und mit gleicher Leichtigkeit zerstören.

🌑 Sie ist mehr verbunden mit dem Mond, den Sternen, der Natur und ihrem Körper als anderen Menschen.

🌑 Wenn sie ihr Zelt am Rande des Dorfes verlässt, dann um zu Frauenkreisen zu gehen.

🌑 Sie ist nicht logisch, sie ist zutiefst intuitiv und interessiert sich auch nicht dafür, eine logische Erklärung zu geben.

🌑 Sie funktioniert nicht in linearer-männlicher Zeitlogik. Sie hat eine Freiheit mit Zeit, die unabhängig von Stunden, Wochentagen, von logischen Zeiteinheiten ist. Sie ist nicht regelmäßig, sie ist zyklisch. Mal sieht es von Außen aus, als bewege sie sich jahrezehntelang nicht, dann wieder siehst du sie nicht, weil sie in Lichtgeschwindigkeit an dir vorbeigeflogen ist.

🌑 Sie nimmt sich und das Leben nicht ernst und lacht ein lautes schallendes Lachen über alle, die es tun. Sie musste es auf die harte Art und Weise lernen, das Leben nicht zu ernst zu nehmen.

Meine innere Hexe war schon immer in mir, aber in letzter Zeit zeigt sie sich mit neuer, erstärkter Kraft. Sie ist aus einem Schlafdämmerzustand aufgewacht. Sie ist mein Schatten und sie drängt ans Licht. Ich brauche zu viel Energie, um sie zu verdrängen, um dauerstrahlend durch mein Leben zu gehen.

Mein Schatten-Ich, in dem Fall meine innere Hexe, lässt sich nicht länger verstecken. Sie pocht an die Wände meines Bewusstseins. Sie will raus aus dem Unterbewusstsein. Sie will diese Party namens Leben schmeißen. Sie will die Dinge auf ihre Art umsetzen, auf Schattenart.

Noch ziehe ich mich viel zurück mit ihr. Noch experimentiere ich mit meinem Schatten im Schatten. Sie hat so viel Kraft, dass es mir noch Angst macht.

Aber ich habe schon verstanden, dass ich nur mit ihrer Hilfe eine alte, starke, weise Frau werde. Mit 43 Jahren merke ich, dass die Verwandlung angefangen hat. Die ersten grauen Haare im Spiegel erinnern mich täglich daran.

Sie flüstern: Du willst eine weise Großmutter werden. Du brauchst alle deine Schattenanteile dafür, auch deine innere Hexe. Du brauchst deine ganze, volle Kraft, alle deiner inneren Persönlichkeitsanteile, um zu der alten, weisen Frau zu werden, die du sein willst.

Trau dich. Lern dein Schatten-Ich kennen und wertschätzen.

Von EVA BEA

🪩 EVA BEA ist Diplom-Künstlerin (HGB Leipzig, Burg Giebichenstein Halle), Autorin und Herausgeberin von evabea.com - wo sie dich schreibend mit auf ihre Seelenreise nimmt als Dreifachmutter, Frau mit ADHS und suchende, vielbegabte Künstlerin des 21.Jahrhunderts.