Was will ich werden? Was ist meine Bestimmung? Wieso bin ich hier? Was will ich bewirken? Diese Frage beschäftigt mich schon richtig lange. Fragst du dich das auch manchmal?
Inspiriert durch die Aktion „Blog Your Purpose“ von Judith Peters habe ich diesen Blogartikel über meine Bestimmung geschrieben. Das hier ist bis jetzt mein längster Blogartikel, fast schon eine Mini-Biografie. Beim Schreiben ging ich immer tiefer und habe mich dann auch nicht dabei gestoppt. Wie immer bei meinen längeren Texten gibt es auch ein Inhaltsverzeichnis, wenn du zu einem bestimmten Kapitel direkt springen willst.
Ich kam beim Schreiben etwas mit den Zeitformen durcheinander- Schreibe ich: „Ich entdeckte die Kunst.“ Oder. „Ich entdecke die Kunst?“ Da es mir mit der Vergangenheitsform zu nervig wurde, habe ich mich dann dafür entschieden, alles in der Gegenwartsform zu schreiben, so als ob du es gerade mit mir erlebst.
Nimm dir dein Lieblingsgetränk zur Hand, streck dich nochmal, setzt dich gemütlich auf die Couch oder dein Bett- und los gehts, viel Spaß beim Schmökern!
1. Viele Bestimmungen statt einer wahren Liebe äh Bestimmung 🌈
Du sollst keinen Gott neben mir haben.
Es gibt nur eine wahre Liebe.
Was ist deine (eine) Lieblingsfarbe?
Es gibt nur die eine wahre Bestimmung.
Klingt irgendwie wie ein Thema, das sich da durch zieht ; ), nicht wahr? Ich empfinde das sehr einschränkend und super langweilig.
Wir können im Gegensatz zu früher theoretisch 80, 90, 100 Jahre alt werden und haben in diesem neuen, digitalen Zeitalter so viele verschiedene Möglichkeiten uns auszuleben.
Ja, es kann sein, dass du zu den wenigen Menschen gehörst, die tatsächlich nur die eine Bestimmung haben. Vielleicht gehörst du zu den wenigen Menschen, die, seitdem sie Kind sind, mit großer Klarheit auf die Frage antworten, was sie werden wollen und diese Bestimmung auch später leben.
Aber wahrscheinlicher ist es, dass du dir auch schon mal die Frage gestellt hast: Was ist eigentlich meine Bestimmung oder meine Berufung? Warum bin ich hier? Und da möchte ich dir die Freiheit der Bestimmungen schenken. Mehrzahl.
Du kannst verschiedene Bestimmungen im Laufe deines Lebens leben, nacheinander, gleichzeitig und in verschiedenen Lebensbereichen und in verschiedenen Lebensphasen.

Ich möchte dir in diesem Blogartikel gerne von meinen unterschiedlichen Bestimmungen im Laufe meines Lebens erzählen. Einmal ganz egoistisch für mich und meine Selbstreflektion, aber auch als Inspiration für deine Selbsterkenntnis.
2. Meine Bestimmungen in den ersten 7 Jahren 🌿
2.1 Kind sein und Zeit mit Opa
In den ersten sieben Jahren meines Lebens ist eine meiner Bestimmungen zu SEIN, das Leben als Kind zu leben und zu genießen. Ich frage mich nicht, was meine Berufung oder was meine Bestimmung ist. Ich habe die Freiheit, einfach nur zu SEIN.
Ich bin in der DDR in der Krippe, bis mittags. Nachmittags und auch manchmal an den Wochenenden bin ich bei meinen Großeltern, habe geträumt, gemalt und mit meinem Opa den Vogelstimmen zugehört. Meine Mutter ist viel weg, studiert und arbeitet als Ärztin.
Eine meiner Bestimmungen in meinen ersten sieben Lebensjahren ist es, eine ganz tiefe Verbindung zu meinem Opa, dem Vater meines Vaters, zu haben.
2.2 Einsamkeit -(m)ein Lebensthema?
2.2.1 Einsamkeit in den ersten Lebensjahren
Langsam erwacht eine andere Bestimmung in meinen ersten Lebensjahren: Echte Einsamkeit kennenlernen, aber nur in kleinen Momenten, noch nicht im vollem Ausmaß, wie später nach 7 Jahren.
Mit 6 Jahren bin ich alleine in unserer Wohnung. Ich stehe in unserer Küche, schaue aus dem Fenster in den Innenhof, in die anderen Häuser und frage mich verzweifelt, wo meine Eltern sind.
Es gibt noch eine andere Geschichte, in der meine Eltern auf einer Party sind und ich als Baby alleine in einem Raum bin und sie danach ganz erstaunt sind, weil ich krabbeln oder stehen oder laufen kann, irgendeinen nächsten Entwicklungsschritt, als sie wieder in das Zimmer kommen. Vielleicht habe ich sie gesucht, meine Eltern. Oder die Einsamkeit. Vielleicht war von Anfang an klar gewesen, dass dies meine Seelenaufgabe sein wird.
Als ich 6 Jahre alt war, sind meine Eltern mit mir aus der DDR in die BRD ausgewandert. Ja, ausgewandert. Ich mag das Wort „Ausreise“ nicht, was normalerweise dafür benutzt wird.
Ja, es wurde (fast) die selbe Sprache gesprochen in der BRD wie in der DDR. Aber es war ein anderes Land, mit einer anderen Kultur, anderen sozialen Normen und ungeschriebene Regeln, die auf einem anderen politischem System basierte.
Kurz bevor wir aus dem Land mit der Mauer im Osten von Deutschland auswandern, stirbt mein Opa plötzlich. Das hat etwas mit meine Bestimmung gemacht, diese Erfahrung, Jemandem ganz nahe zu sein, und dann plötzlich diese innige Nähe entrissen zu bekommen.
Als Kind erzählen mir meine Eltern so spät wie möglich von der Auswanderung, um uns Alle nicht zu gefährden. So kommt nicht nur der Tod meines Opas plötzlich für mich, sondern auch das Verlassen meiner Heimat. Es wird für immer sein.
Nach der Auswanderung aus der DDR waren wir anfangs in einem Übersiedlerwohnheim in Gießen. Meine Eltern haben mir erzählt, dass ich in den Nächten dort anfangs ganz viel geschrien habe. Ich habe mich nach meinem Opa gesehnt und nach einem emotionalem Zu Hause.
2.2.2 Die positiven Seiten meiner Einsamkeit
In meinem Leben erlebe ich immer wieder Momente der Einsamkeit. Ich bin oft die Neue, die Außenseiterin, die, die rausfällt, die, die anders ist. Die, die aus eigener Kraft aus Stroh Gold macht.
Ich lerne, die positiven Seiten der Einsamkeit zu sehen: In der Einsamkeit lerne ich mich gut kenne, so dass ich eine sehr hohe Selbstreflektion habe. Diese erhöhte Selbstreflektion hilft mir in schwierigen Lebensumständen wie ein Spiegel mich weiter zu entwickeln und ein Stück unabhängig von den Umständen zu sein. Was für eine coole Fähigkeit!
Als Außenseiterin habe ich auch die Freiheit, meine Einzigartigkeit und bunte Individualität zu leben. Ich muss keine Angst haben, dass meine schräge Art dazu führt, dass ich aus einer Gruppe falle. Mittlerweile bekomme ich sogar leichte Platzangst, wenn ich zu fest in einer Gruppe integriert bin. Ich brauche die Freiheit zum Atmen.
Vielleicht bin ich deswegen auch Künstlerin geworden: Im Allein sein höre ich mich laut und deutlich, höre meine innere Stimmen, meine Ideen, meine innere Muse. Als Dreifachmama genieße ich zwar die Nähe zu meinen Kindern, aber ich merke auch, ich vermisse die Stille. Ich vermisse es mich stundenlang in die Tiefen meiner Kreativität zu versinken.
2.3 Bestimmung durch Trauma
Eine meiner Töchter liebt es meinen Blog zu lesen. Als sie diese Stelle gelesen hat, hat sie gesagt: „Mama, das ist nicht Bestimmung, das ist Trauma!“ Ich habe so eine schlaue Tochter : )! Ja, der Tod meines Opas und die gleichzeitige Auswanderung aus der DDR und der Verlust meiner Heimat sind ein fettes Trauma.
Aber auch durch Trauma kann Bestimmung entstehen. In meinem Fall entsteht durch diese Erfahrungen meine Bestimmung, echte Einsamkeit zu kennen und mich ein Leben lang mit dem Thema Einsamkeit zu beschäftigen, intensiv mit mir selbst und meinen Gefühlen, sowie mich auf die Suche zu machen nach Möglichkeiten, tiefe, authentische Begegnungen zu Menschen zu suchen und zu erschaffen.

3. Meine Bestimmungen zwischen 7 und 20 Jahren 🪩
3.1 Schulzeit überleben
7 Jahre bis 20 Jahre, das ist meine komplette Schulzeit. Es berührt mich beim Schreiben dieser Zeilen sehr, dass mein inniger Begleiter der ersten Lebensjahre stirbt, bevor meine Schulzeit anfängt, bevor ich in die Welt heraus geschubst werde, nicht nur raus aus der DDR, weg von meinem Geburtsort, sondern auch rein in die Schulzeit, in drei verschiedene Grundschulen in den ersten vier Schuljahren, und dadurch auch immer als Außenseiterin.
Wenn ich ein Überthema für meine Bestimmung für meine Schulzeit finden müsste, wäre es: Überleben, und in dieser Überlebenszeit versuchen, etwas Spaß und Freiheit in der Enge zu finden. Vielleicht bin ich in dieser Zeit ein Regenbogen geworden: Besonders, bunt, mit Magie, um auch die dunkelsten Momente auszuleuchten.
3.2 Vater überleben
Anfangs habe ich noch ein ganz gutes Verhältnis zu meinem Vater. Aber um so mehr ich einen eigenen Willen bekomme, desto mehr Konflikte und Streits haben wir. Als süßes Kind war ich akzeptabel. Als selbstbewusste Frau, in die ich hinein wachse, nicht mehr.
Er verbietet mir, mir Ohrringe stechen zu lassen. Als ich mir als Volljährige in meinen Zwanzigern die Ohrringe stechen lasse, sagt er mir: „Ich habe dich aufgegeben, als du dir hast Ohrringe stechen lassen.“ Like what the actual f*ck.
Ich führe jahrelang Tagebuch und schreibe auf, welche Schimpfwörter er mir an den Hals wirft. Diese Tagebücher habe ich in meinen Zwanzigern gemeinsam mit meinen Zeugnissen verbrannt. Meine Noten waren wichtiger als ich. Für sehr gute Noten bekam ich Geld und mein Vater hat alle meine Zeugnisse als Buch binden lassen. Ich verbrenne später die Tagebücher und das Zeugnisbuch, weil ich diese eklige Energie nicht mehr haben will, die daran hängt.
Ich weiß damals noch nicht, dass mein Vater ein Alkoholiker ist. Das prägt mich, diese Erfahrung, ein alkoholabhängiges Elternteil zu haben und nicht zu wissen, dass dieser Mensch tatsächlich krank ist. Mittlerweile gibt es ein Begriff für so einen Menschen wie mich: Adult Children of Alcoholics, erwachsene Kinder von Alkoholikern.
Da ist ein Mensch in meiner nähesten Nähe, der versucht, mein Selbstbewusstsein und mich zu zerstören. Er beschimpft mich nicht nur, ich darf auch meine Schule nicht frei wählen. Ich will mit der 10.Klasse den Abschluss machen. Ich will nicht bis zur 13.Klasse auf dem Gymnasium bleiben und mein Abitur machen.
Aber mein Vater entscheidet: „Du machst Abitur, danach kannst du machen, was du willst.“ Das tut meinem Regenbogendasein richtig weh. Bis heute frage mich, wie mein Leben anders verlaufen wäre, hätte ich meinen Weg frei entscheiden können, schon als Jugendliche.
Dafür habe ich nachmittags und am Wochenende relative Freiheit: Solange die Noten gut sind und zum Abitur führen, kann ich Hobbies bis zum Abwinken machen (außer nach dem mehrmaligen Wechseln eines Musikintrumentes hat mein Vater mir nicht mehr erlaubt, Geige auszuprobieren), in Vereins sein und Party machen.
3.3 Party machen
Party machen wird akzeptiert in meiner Familie. Also mache ich Party. Ich mache Party und trinke Alkohol, um das Aufwachsen in einer alkoholkranken Familie zu überleben. Die Ironie! Anmerkung: Ist ein Familienmitglied alkoholkrank in der Familie, nennt man die ganze Familie „alkoholkrank“, weil alle unter der Sucht leiden. Zu der Zeit weiß ich noch nicht, dass Alkohol trinken eine tatsächliche Krankheit ist und dass es auch hochfunktionale Alkoholiker gibt, wie mein Vater.
Ich fange sehr früh an, Alkohol zu trinken, beim Ausgehen und Feiern in Cliquen. Keiner sagte mir, dass Alkohol trinken nicht die beste Idee ist, vor Allem nicht als Heranwachsende mit einem noch sich entwickelten Gehirn.
Fast Forward: Mein Vater stirbt an den Folgen des Alkoholismus, als ich 37 Jahre alt bin. Vaterlos mit 37 Jahren. Mit unter 40 Jahren bin ich auf der väterlichen Seite in der Ahnenlinie die älteste Überlebende. Meine Großeltern väterlicherseits tot und mein Vater, sowie sein Bruder. Ich bin sehr früh mit dem Tod in Berührung gekommen.
Als seine Urne bei der Seebestattung in der Ostsee unter geht, schwöre ich mir, keinen Tropfen Alkohol mehr zu trinken. Meine Bestimmung ist auf jeden Fall, mich ohne Betäubung mit meinen Gefühlen und ja, auch meinem Schmerz auseinanderzusetzen.
Leider weiß die jugendliche Eva Nichts davon und versucht das Überleben mit Betäubung durch Alkohol, Ablenkung mit Boyfriends und 1.000 Hobbies.
3.4 Meine „Verlorene“ Bestimmung
Wenn als Jugendliche gefragt werde, was ich werden will, sage ich meistens: „Übersetzerin oder Sängerin“. Ich mag Sprachen, andere Kulturen und ich singe gerne. Meine Eltern schicken mich mit auf Sprachferien nach England, Frankreich und Kanada und es macht mir irre Spaß, englisch, französisch und später spanisch zu sprechen und zu reisen. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar, dass sie mich so früh an Sprachen herangeführt haben und dazubeigetragen haben, dass ich eine interkulturelle Deutsche geworden bin.
Als Jugendliche war ich im Kirchenchor und danach im Gospelchor mit vielen Auftritten. Ich habe jahrelang Gesangsunterricht bekommen. Ich habe sogar bei einem kleinen Musical mit gesungen.
Mir fällt gerade ein, dass ich zum Gesangsunterricht gekommen bin, weil meine Mutter mich nicht verstanden hat und dachte, dann spreche ich besser. Ist das dann eigentlich gecheated, wenn die Bestimmung durch die eigene Mutter kommt und nicht durch eine innere Motivation?
Die Berufsorientierung an meinem Gymnasium ist leider schlecht. Sie besteht darin, dass einmal ein Mitarbeiter vom Arbeitsamt da ist und jeden Einzelnen von uns frag, was wir werden wollen. Ich sage: „Sängerin“. Er sagt: „Dann musst du Klavier lernen.“ Mehr Unterstützung ist da nicht und auch meine Arzt-und-Ingenieur-Eltern können mich in der Richtung nicht unterstützen. Wer weiß, vielleicht wäre ich tatsächlich berufliche Musicalsängerin geworden, wenn ich durch Schule oder Elternhaus anders unterstützt worden wäre oder mehr Energie oder Disziplin gehabt hätte statt Trauma und ADHS, um diesen Traum alleine zu verwirklichen.
Als Abiturientin bin ich mir dann nicht mehr so sicher wie als Jugendliche, was ich werden will. Im Nachhinein auch logisch, ich musste mich ja ein Stück weit von meinem inneren Kind verabschieden, um zu schaffen einen Schulabschluss zu machen, den ich nicht machen wollte. Ich hatte den Kontakt zu meiner inneren Stimme zu einem großen Teil verloren.
In meiner Abiturzeitschrift steht als Antwort auf die Frage, was mein Berufswunsch wäre, nur Fragezeichen. Ich erinnere mich noch, ich hatte kurz überlegt, Gesang zu studieren. Ich dachte auf der einen Seite, dass ich nicht alle Fähigkeiten hatte, wie Klavier spielen. Auf der anderen Seite war ich bezüglich der wichtigen Lebensentscheidungen autoritär aufgewachsen und kann nicht ertragen, dass mir Jemand sagt, wie ich singen soll. Als Zwanzigjährige will ich so frei wie möglich sein. In der Kunst denke ich, werde ich meine Freiheit finden.
Aber um dahin zu kommen, mache ich noch einen Umweg über mehrere Studiengänge und brauche eine Schmerzerfahrung, um mich endlich für die Kunst zu entscheiden.

3.5 Körperschmerz als Wegweiser
Ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht die eigene Bestimmung zu leben. Ich merke es immer in meinem Körper. Manchmal brauche ich länger, um zu verstehen, was der Schmerz mir sagen will.
Aber mein Körper sagt mir immer zuverlässig Bescheid, wenn ich auf meinem Seelenweg in die falsche Richtung galoppiere. Ich habe einen sehr sensiblen Körper, der mit Schmerzen oder Krankheiten reagiert, wenn es in die falsche Richtung geht.
Damit möchte ich nicht sagen, dass alle Krankheiten oder alle meine Krankheiten psychisch oder seelisch hervorgerufen werden. Mir ist klar, dass es Krankheiten gibt, die aus anderen Gründen heraus entstehen wie genetischen Gründen.
Aber mein Körper hat oft mit Hautkrankheiten oder Krankheiten des Bewegungsapperates reagiert, wenn ich in die falsche Richtung galoppiert bin.
3.6 Erste krasse Schmerzerfahrung
Meine erste krasse Schmerzerfahrung habe ich bereits als Jugendliche. Da sind mehrere Gründe und Erlebnisse zusammengekommen. Aber im Nachhinein denke ich, dass die gefühlte Zusammenfassung meiner ersten heftigen Schmerzerfahrungen in so jungem Alter waren:
Ich wurde von ganz vielen Seiten eingeschränkt, von einem meiner Gesangslehrer, von meinen Eltern, die (zwar gut gemeint) mich in meiner Schul- und Berufswahl einschränkten, außerdem kamen einige Unfälle dazu und alles endete mit mir auf der Couch, mich nicht bewegend könnend und immer noch Schmerzen spürend auch mit Schmerztabletten.
Echt was für ne krasse Erfahrung in so jungem Alter, das war noch vor dem Abitur. Doch das war nicht die letzte Erfahrung, in der mein Körper ganz laut aufschrie, wenn ich in die falsche Richtung ging auf meinem Lebensweg.
4. Meine Bestimmungen zwischen 20 und 28 Jahren 🎨
4.1 Rückenschmerzen vor Studienabbruch
Anfang meiner Zwanziger will ich Medienkunst studieren. Gemeinsam mit meiner besten Freundin bewerbe ich mich zum ersten Mal an der Kunsthochschule in Leipzig und werde abgelehnt. Ich studiere dann etwas Anderes, keine Kunst. Ich denke, ich will Kunst nicht mehr studieren. Ich bin sauer wegen der Ablehnung. Ich erlaube der Ablehnung mich zu bestimmen, statt mich von meiner Bestimmung bestimmen zu lassen.
Ich studiere Spanisch, Medien- und Kommunikationswissenschaften. Als ich für die Zwischenprüfung des anderen Studiums lerne, rebelliert mein Körper mit so starken Rückenschmerzen, dass ich nur noch im Liegen lernen kann für die Prüfung.
Als ich an dem Abend aufhöre zu lernen für die Prüfung, hören die Rückenschmerzen auf, meine ganze Energie kommt zurück. Ich streiche die ganze Nacht die Küche der WG, in der ich wohnte.
Da verstehe ich: Ich lebe gerade NICHT meine Bestimmung. Ich muss das Studium abbrechen. Mein Körper gibt mir eindeutige Warnsignale, dass ich den falschen Lebensweg eingeschlagen habe.
4.2 Die Jahre der Experimente
Die folgenden Jahre sind bis jetzt die leichtesten, spannendsten Jahre meines Lebens: Ich experimentiere, hole meine Freiheit nach.
4.2.1 (Performance-)Künstlerin
Ich bewerbe mich nochmal an einer Kunsthochschule, diesmal an der Burg Giebichenstein Halle. Mein Vater belästigt mich mit der Trennungssch**ße meiner Eltern während der tagelangen Aufnahmeprüfung. Ich blocke ihn ab und entscheide mich für MICH. Als ich aus dem Prüfungsgespräch mit den Professoren und Professorinnen komme, fragt mich eine Mitbewerberin, was ich gemacht habe, dass sie soviel gelacht haben. Ich werde angenommen und studiere Medienkunst. Nein, kein Mediendesign. Kunst und Medien.
Ich folge meiner Freude und meinem Herzen und mache Live Performances, obwohl ich damit Probleme bekomme an der Kunsthochschule. Ich mache unzählige verrückte Live Performances, alleine, mit meinem damaligen Partner Torsten Adrian, in Workshops, in der Hochschule, aber auch auf Ausstellungen.
4.2.2 Regisseurin und Kamerfrau
Einer meiner Träume vor Beginn des Medienkunst-Studiums ist: Regisseurin werden. Ich spiele mit dem Gedanken, Film zu studieren. Aber hier wieder die Mischung aus: Ich traue mich nicht, habe Bedenken, dass ich so krasse Aufgaben wie ein Kurzfilm drehen für die Bewerbung nicht schaffe. Gleichzeitig ertrage ich die Idee nicht, dass mir Jemand sagt, wie ich etwas filmen soll, wie ich einen Dialog filmen und auflösen soll. Ich will so FREI wie möglich sein.
Ich lebe meine Bestimmung Regisseurin dann doch im kleinen Umfang: ich filme unglaublich viel mit meiner Videokamera. Ich besitze immer noch einen Aluminium-Koffer voll mit meinen Mini-DV-Kassetten, das damalige Format. Ich filme Alltag, visuell Interessantes und meine Performances.

Ich nehme an der Sommerakademie Dresden teil am Workshop „Künstlerischer Dokumentarfilm“ im Jahr 2003 und lerne damit meine Freundin Slavica Radic kennen, deren Unterstützung mir später helfen wird, doch noch an die Kunsthochschule zu gehen. Außerdem wird sie mich als Kamerafrau für ein Musikvideo in Leipzig engagieren, was unglaublich Spaß macht: Die Verbindung von Musik und Video, meine Welt.
4.2.3 Clownin
Vor Beginn des Kunststudium nehme ich an der Sommerakademie Marburg an einem Workshop über Körpertheater und Clownerie teil. Ich mache bei dem Ritual einer Clownsgeburt mit. Ich entdecke meine innere Clownin. Ich lebe sie sehr intensiv in den kommenden Jahren, in Trainings, in einem Leipziger Clownsverein, auf Festen und im Kontakt mit Menschen mit Demenz in Pflegeheimen.

4.3 Dank Burn Out zum Yoga
Ich rutsche ins Burn Out, weil ich zu viele meiner Farben lebe und zu viel gebe, während ich zu wenig auf mich achte. Ich arbeite neben dem Kunststudium als Clownin in Pflegeheimen. Ich pendle zwischen Halle und Leipzig.
Ich trinke viel Kaffee, um das alles zu schaffen. Ich weiß es da noch nicht, aber ich habe undiagnostiziertes ADHS und versuche mich selbst mit Koffein zu behandeln, in den stressigen Zeiten mit bis zu 6 Tassen Kaffee am Tag.
An Sylvester habe ich das große Glück, dass mein langjähriger Partner Musiker ist und Musik spielt, während ich alleine im Hotel sitze und meinen kompletten Kalendar von diesem Jahr durchgehe.
Während ich mein vergangenes Jahr lese, bekomme ich Probleme zu atmen und es wird eng in meinem Brustkorb. In dieser Zeit entsteht auch Karies in meinem Mund, der zu mehreren toten Zähnen führen wird, und meine Hautkrankheit Rosazea bricht aus.
Ich höre wieder auf meinen Körper. Ich beende schweren Herzens meine Zeit im Clownsverein. I
In derselben Zeit finde ich den Flyer einer Yogalehrerausbildung. Bereits nach meiner ersten Yogastunde im Jahr 2006 recherchiere ich wie man Yogalehrerin wird. In meinem Burnout 2008 entscheide ich mich dann dazu, die 2-Jährige Yogalehrerausbildung zu beginnen, um etwas für mich und meinen Körper zu machen, in einem festen, verpflichtenden Rahmen.
Es gibt eine gewisse Anwesenheitspflicht, um später das Yogalehrerzertifikat zu bekommen. Erst später, als ich entdecke, dass ich ADHS habe, verstehe ich, wie schlau dieser Schritt war. Denn als Frau mit ADHS sind Disziplin und Beständigkeit schwierig für mich. Accountability ist Gold wert für Menschen mit ADHS.
Die regelmäßige Teilnahme an der Yogalehrerausbildung hilft mir in den nächsten 2 Jahren durch eine unglaublich turbulente Zeit hindurch: Ich wechsle den Studienort, studiere Kunst endlich an der Kunsthochschule, die mich vorher abgelehnt hatte, ich beende die Beziehung zu meinem langjährigen Partner und lerne den zukünftigen Vater meiner Kinder kennen. Und beende die Yogalehrerausbildung schwanger.
Meine Lieblingsmomente in der Yogalehrerausbildung: Das Gefühl wie mein Körper sich nach diesen sanften Bewegungen anfühlt und wie magisch gemütlich der Raum aussieht als wir alle meditieren.
4.4 Die Wut meiner Jugend
Auf der Suche nach der eigenen Bestimmung macht es auf jeden Fall Sinn, danach zu schauen, auf was man als junger Mensch so richtig krass wütend ist.

Ich bin wütend in meinen Zwanzigern. Ich werde in einer Bubble der 90er groß, in der mir vermittelt wird, dass ich als Mädchen alles werden kann. Ich finde die Idee bis heute nobel und toll.
Die Realität war: Ich sah, dass meine Mutter Alles geworden war, aber ich sah auch, dass sie ALLES machte. So richtig fair finde ich das als Jugendliche schon nicht. Aber ein Teil von mir denkt noch: Das ist ja eine andere Generation. Ich werde das anders machen.
Dann gehe ich raus aus der Bubble und sehe wieviel Geschlechterungerechtigkeit es immer noch gibt in den 0er Jahren des neuen Jahrhunderts. Wie unfair es für Frauen ist. Wieviel schwerer es für Frauen ist. Wie krass unterrepräsentiert Frauen sind. Ich entdecke Judith Butler und die Gendertheorie. Später entdecke ich die Gender Pay Gap, der Unterschied im Verdienst von Frauen und Männern. Später entdecke ich auch, dass die Gleichberechtigung einigermaßen funktioniert bis Frauen Mütter werden.
Ich entdecke meine unsagbare Wut darüber wie beschränkt unser Denken ist über die Geschlechter. Ich entdecke, dass das Denken in zwei unterschiedliche Geschlechter ohne Möglichkeiten im Dazwischen eine Erfindung der Neuzeit ist.
Oh, hätte meine Jugendliche das Verständnis dafür und die Freiheit gebraucht. In der 5.Klasse habe ich kurze Haare und werde auf dem Mädchenklo gemobbt. Mädchen kommen herein und sagen kichernd: „Ich dachte hier ist das Mädchenklo!“. Das verletzt mich doll. Wie sehr hätten mir die Ideen von „they/them“ und „non binary“ geholfen damals.
In den Zwangzigern kann ich kein Gespräch über Geschlecht, Geschlechterrollen und die Konstruktion von Beiden führen ohne richtig richtig wütend zu werden.
Am Anfang kämpfe ich noch jeden Kampf. Irgendwann verstehe ich, dass viele Menschen GESCHLECHT nicht sehen, nicht im positiven Sinn, sondern die Diskriminierung und den Zwang dahinter nicht sehen. Die Geschlechtermatrix nicht sehen, in die Menschen hineingeboren werden. Dann habe ich nicht mehr jedes Gespräch gekämpft.
4.5 Meine innere Feministin trifft meine innere Künstlerin
Ich lebe meine innere Feministin in meinen künstlerischen Arbeiten aus.
In der Arbeit „Mondscheinhaare“ rasiere ich mir mit Anfang 20 die langen Haare ab. Im Anschluss beobachte ich, wie und ob Menschen mich anders behandeln. Meine Oma sagt: „Das ist gut für die Haare, dann erholen sie sich und sind später schöner.“
Schön, schön, schön. Immer habe ich das Gefühl, geht es darum, ob ich als Frau schön bin. Sogar mein Haare abrasieren wurde in dieses Narrativ eingebettet: Die Haare abrasieren, damit sie später schöner nachwachsen. Ich habe das Gefühl, meine Haare sind wie ein Vorhang, der fällt und mein wahres Gesicht kommt zum Vorschein.
In meinen Zwanzigern erwacht meine innere Feministin. Und auch wenn ich jetzt schon etwas abgef*ckter bin und nicht mehr jede Diskussion diskutiere, so bin ich im Herzen immer noch eine Feministin, auch mit 42 Jahren. Der wütende Idealismus ist einem abgef**ktem Realismus geweicht. Aber die Gedanken sind ähnlich.
Ich will glückliche Frauen, starke Frauen. Ich will Frauen unterstützen, freier und unabhängiger sein und die Welt aktiver mitzugestalten. Und glücklich zu sein.
5. Meine Bestimmungen zwischen 28 Jahren und 39 Jahren 🚐
5.1 Mutter
Mit 28 Jahren werde ich Mama und gründe meine Familie. Alle 3 Jahre ein Kind. Ich entdecke: Ich bin eine Mama, die Nähe braucht. Ich will zeitlich viel für meine Kinder da sein. Ich bin viel schwanger, ich gebäre zu Hause und das dritte Kind in einer Alleingeburt, ich trage, ich stille, wir machen Co-Sleeping.
Mein Motivator: die Einsamkeit, die ich als Kind und Jugendliche erfahren habe. Ironisch, dass ich durch die Erfahrung viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen in den kommenden Jahren immer wieder in Zeiten großer Einsamkeit rutsche als Folge der Isolation, die frau erfährt, wenn sie ihre Kinder auch vormittags betreut.
Eine weitere Erkenntnis aus der Mamazeit mit kleinen Kindern: Wow, wird Bestimmung und die eigene Berufung an Geld verdienen gekoppelt im Kapitalismus. Frei sein von Wertschätzung, aber trotzdem klar in der Bestimmung: Ich bin jetzt Mama!
5.2 Online Business
In den Schwangerschaften fange ich an, grüne Smoothies zu trinken. Über diese Themen, grüne Smoothies und Rohkost, entdecke ich kurz vor Abschluss meines Kunststudiums die Videos und Webinare des YouTubers Ka Sundance (jetziger Name Chris Kattoll) zum Thema „Online Business“.
Ziemlich schnell gehe ich in seine damalige Online Business Schule und lerne alles, was ich lernen kann über Online Business. Durch ihn entdecke ich auch Costa Rica. Ka fährt mit seiner Familie durch die Welt, wohnt in Costa Rica und verdient mit seinem Online Business ortsunabhängig Geld.

Was ist das, ein „Online Business“? Das meint im Prinzip eine Selbstständigkeit oder ein Unternehmen, das seine digitalen Produkte im Internet an seine Kund*Innen verkauft. Diese digitalen Produkte können Ebooks sein, ein Online Kurs oder einen Mitgliederbereich.
Es ist als ob ich eine neue Welt entdecke. Ich bin unglaublich fasziniert von der Idee, weltweit im Internet Geld verdienen zu können. Meine Nomadenseele liebt diese Idee.
Ich fange an, sichtbar zu werden. Ich fange an mit YouTube-Videos auf meinem YouTube-Kanal. Ich fange an zu bloggen. Ich habe meine allerersten Blogartikel auch auf dieser Homepage hier eingefügt. Ich fange an, mir meine allererste Homepage aufzubauen.
5.3 Reisen und Costa Rica
Durch Ka entdecke ich das Land Costa Rica, übrigens keine Insel. Costa Rica ist ein kleines spanischsprachiges Land in Zentralamerika zwischen Nicaragua im Norden und Panama im Süden.
Ich bin sofort von Costa Rica begeistert. Costa Rica hat sein Militär abgeschafft, um das Geld in die Bildung zu stecken. Es gibt unzählige geschützte Naturparks, in denen man noch wilde, ursprüngliche Natur erleben kann.
Ich hatte eine sehr lange Studienzeit in Halle und Leipzig. In den Semesterferien fahre ich immer wieder weg. Ich liebe Reisen. Am Ende des Studiums ist endlich diese feste Bindung an Leipzig weg und meine Inituition glasklar: Ich bin fertig mit Europa. Ich habe das Bedürfnis etwas Anderes zu sehen, etwas Anderes zu erleben.
Kurz überlege ich noch, ob es mich eher richtig Thailand, Asien zieht, da ich mich vom Buddhismus angezogen fühle. Doch meine Liebe für Spanisch gewinnt, auch habe ich das Gefühl, dass ich als Europäerin vielleicht besser in Zentralamerika ankommen kann als in Asien.
Wir fliegen nach Costa Rica, zum ersten Mal. Dieses erste Mal ist magisch. Ich fühle mich wie in einer anderen Welt. Ich liebe die Natur, die Wärme, den Regen, die Karibik, die Menschen. Später werde ich das Land realistischer sehen, aber dieser erste Aufenthalt ist einfach Magie pur. Wie in der „Honeymoon-Phase“ einer Beziehung sehe ich bei diesem ersten Costa Aufenthalt alles rosarot. Ich habe so einen Spaß und blühe auf.
6. 39 Jahre: ADHS 🦄
Mit 39 Jahren bekomme ich die Diagnose ADHS. Um genau zu sein: Ich bekomme sie nicht. Ich hole sie mir. Einige Verhaltensweise einer meiner Töchter fallen mir immer wieder auf. Ich entdecke eine Frau auf Instagram aus den USA, die zeigt wie sich ADHS bei ihr als erwachsener Frau zeigt. Ich fange an, das Thema ADHS bei Mädchen und Frauen zu recherchieren. Ich erkenne nicht nur meine Tochter, sondern auch immer mehr mich darin. Ich dachte, das ist meine Persönlichkeit, wie es gibt noch andere wie mich, und wir haben ADHS? Dass ich ADHS habe, ist eine Riesenentdeckung für mich, ein Meilenstein in meiner Selbstentdeckung.
Direkt nach meiner ADHS-Diagnose wandern wir nach Costa Rica aus. Die Idee ist, in Costa Rica zu bleiben. Aber nach 1 1/2 Jahren gehen wir zurück nach Deutschland aus mehreren Gründen, wegen der Kinder und weil wir Unterstützung brauchen mit unserem besonderen Kind, das zusätzlich zu ADHS die Diagnose Autismus bekommt, als ich 42 Jahre alt bin. Auch ein Teil meiner Bestimmung: selbst ADHS zu haben und ein Kind mit Autismus.
Da ich kurz vor dem Auswandern erst die ADHS-Diagnose bekomme, habe ich nicht viel Zeit mich darum zu kümmern. Ich brauche viel Zeit und Energie für den Prozess, in Costa Rica anzukommen, Spanisch zu sprechen, die Familie zu begleiten und als virtuelle Assistentin für YouTube Online Geld zu verdienen.
Zwischendurch kommt immer mal wieder die Trauer hoch, dass ich 40 Jahre meines Lebens ohne Unterstützung, ohne die Diagnose gelebt habe, in der Schule war, Abitur gemacht habe, studiert habe, 3 Kinder bekommen habe, und das Alles mit ADHS, aber undiagnostiziert, nicht wissend, woher meine Probleme kommen und wie ich mir Unterstützung holen kann.
Erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland, mit 42 Jahren finde ich das passende ADHS-Medikament für mich. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Erst mit 42 Jahren, weiß ich, auf welchem Betriebssystem mein Gehirn läuft und bekomme mit dem ADHS-Medikament ein Software-Update, das Problem behebt, die immer wieder auftauchen.
7. Ich akzeptiere meine Bestimmungen 🪷
Kennst du das Gefühl: Meine Schwester, meine Cousine, meine beste Freundin hat soviel mehr Glück in ihrem Leben gehabt, weil sie mit mehr Familie, Geld, Unterstützung, einer besseren Schule, Sesshaftigkeit, Schönheit, Hunden , mehr Glitzer, was auch immer aufgewachsen ist? Oder kennst du das, dass du neidisch auf die berufliche Entwicklung einer Freundin bist, du etwas in ihr siehst, was du so gerne auch hättest und sein würdest und du hast das Gefühl du kannst das nicht? Jepp. Ich kenne dieses Gefühl.
7.1 Zwischen Schmerz und Frieden mit meiner Bestimmung 🕊️
Ich habe schon ganz früh zwei Gefühle in meiner Brust beim Thema Bestimmung: Der Schmerz, dass meine Bestimmung nicht leichter, klarer und schöner ist. Gleichzeitig aber auch das tiefe, intuitive Wissen: Diese Erfahrungen, das bin ich, das ist mein Leben, das ist Teil meiner Persönlichkeit.
Ich erinnere mich daran, dass ich als junge Frau in den Zwanzigern bei meiner Mutter zu Besuch bin und sie weint und bereut, dass wir aus ihrer Heimat, Sachsen, durch die Auswanderung in die BRD, weggegangen waren. Ich antworte etwas in der Richtung von: „Dann müsstest du ja auch bereuen, wie ich geworden bin, denn die Ausreise ist Teil von mir geworden, hat mich gemacht zu dem, was ich bin.“
Ich weiß schon als so junge Frau intuitiv, dass in mir nicht nur der Schmerz ist über die Vergangenheit, sondern, dass diese Erfahrung mich auch zu der Frau gemacht hat, die ich bin, und das ist gut so.
7.2 Haben andere leichtere Bestimmungen?
Das Thema der Bestimmung ist oft mit dem Gefühl Neid verbunden, Neid auf die Bestimmung und die glücklicheren Lebensumstände die zu einer Bestimmung geführt haben der Anderen.
Wieso habe ich nicht so eine Ursprungsfamilie wie Andere, die zusammen hält? Wieso sind meine Eltern geschieden, mein Vater doof und tot, wieso habe ich keine Schwester? Manchmal drohe ich innerlich im Selbstmitleid zu versinken.
7.3 Rettende innere Stimme
Aber wie immer höre ich diese intuitive, rettende Stimme in mir. Sie kommt nicht sofort, sie meldet sich leise später am Abend und wurde dann immer lauter. Die Stimme sagte mir:
„Du warst schon früh einsam und musstest viel aus eigener Kraft schaffen, weil dies deine Bestimmung ist.
Weil es im Außen wenige emotionale und soziale Ressourcen gab, bist du innerlich reich geworden. Du hast es geschafft, durch alle Schwierigkeiten hindurch, auch im Kontakt mit deinem wilden, von dunkler Energie besetzten Vater, deine Seele, dein Leuchten, deine Buntheit und deine Liebe zu bewahren.
Aus irgendeinem Grund war da in dir eine Kreativität und diese Kreativität wurde durch die Dunkelheit und die Einsamkeit im Außen größer statt daran zu zerbrechen.
Die Kreativität und dein Lebenswille wurden durch die Dunkelheit im Außen nicht kleiner und blasser, sie wurden bunter, größer, lauter, leuchtender. Deine Erfahrungen bluteten Farbe in dein Leben. Deine Kreativität und dein Lebenswille haben dich dazu gebracht, dich auf die Suche zu machen und deine innere Clownin zu finden, deine innere Performancekünstlerin und Art Journaling zu entdecken.
7.4 Regenbögen sind besonders
Kannst du dir vorstellen, dass Regenbögen sich selbst bemitleiden, weil sie besonders sind und es nicht so viele von Ihnen gibt wie bspw. Wolken? Kannst du dir vorstellen, ein Regenbogen bemitleidet sich selbst, weil er keine Wolke ist?
Es zeichnet Regenbögen aus, dass sie besonders und selten sind. Wir sehen nicht jeden Tag einen Regenbogen, das ist das Magische an Regenbögen. Wenn wir einen Regenbogen sehen, rufen wir aus: „Ein Regenbogen!“. Wir erzählen unseren Kindern davon. Wir machen Fotos von Regenbögen. Weil wir wissen: Ein Regenbogen, das ist was Besonderes.
8. Was möchte ich hinterlassen, wenn ich sterbe? 📖
Ich habe diese Überschrift meiner größten Tochter vorgelesen und sie sagte spontan lächelnd: „MICH!“. 💖
Ich habe voll Bock, mein Leben als Mutter und Künstlerin im 21.Jahrhundert zu dokumentieren. Ich habe angefangen, diesen Blog zu schreiben. Ich habe voll Lust, auch Bücher zu schreiben, für meine Töchter, aber auch andere Frauen. Ich hoffe, das werde ich noch schaffen trotz und mit meinem ADHS.
Ich habe auch Lust ein großes künstlerisches Werk zu hinterlassen.
Und magische Erinnerungen in den Köpfen von Menschen von einer magischen Begegnung mit mir als Regenbogen und ihrer Seele.
Ich würde auch gerne noch mehr finanzielle Freiheit haben und ganz konkret Häuser hinterlassen für meine Kinder. Ich will auf jeden Fall noch besser lernen mit Geld umzugehen. Wenn ich das so aufschreibe, hätte ich richtig Lust auf ein knallebuntes Pippilangstrumpf-Haus in der Natur.
Mein Mann hat noch eingeworfen: Und was ist dann mit deinem digitalen Erbe?
10. Bestimmungen loslassen für mehr Klarheit 💎
Mittlerweile habe ich als Regenbogen auf meiner Reise mit meinen Bestimmungen auch gelernt: Es gehört auch dazu, einige der vielen von mir entdeckten Bestimmungen wieder loszulassen, und wenn es nur für eine Lebensphase ist.
Ich kann zwar wie ein Regenbogen viele verschiedene bunte Bestimmungen haben, ich kann sie aber nicht alle zeitgleich leben, schon gar nicht, wenn ich gleichzeitig auch meine Bestimmung Dreifachmama leben will.
Ich muss also die Kunst des Loslassens meistern. Als Regenbogen lasse ich Bestimmungen wieder los, vielleicht für immer, vielleicht auch nur für diese Lebensphase.
Einem Freund habe ich mal den Ratschlag gegeben: Weisst du, vielleicht musst du deine Bestimmungen auch nicht alle auf einmal und zeitgleich leben. Vielleicht gibt es für unterschiedlichen Bestimmungen auch unterschiedliche Lebensphasen. Und in unterschiedlichen Lebensphasen lebst du unterschiedliche Bestimmungen. Und das ist gut so. Damit kannst du deinen Frieden finden.
11. Was ist jetzt dran? ⏳
Ich habe gelernt, dass es Wichtigeres gibt, als ein bestimmtes Ziel, dass ich erreichen will. Tatsächlich ist für mich die Frage immer wichtiger geworden: Von meinen vielen Bestimmungen und Talenten, welcher Alltag gibt mir zur Zeit am Meisten Kraft? Wann bin ich am Meisten im Flow? Was ist mein Lieblingsalltag in diesem Lebensabschnitt?
Diese Frage kann ich gerade selbst noch nicht beantworten, weil die Beantwortung dieser Frage stark von meinem Familienalltag mit drei Kindern abhängt. Denn ob mir meine gelebte Bestimmung in diesem Rahmen Spaß macht, hängt auch davon ab, wie gut ich das mit meiner Familie vereinbaren kann.
Ich habe beispielsweise die Überlegung, wieder als Clownin zu arbeiten. Es könnte jedoch sein, dass ich dann viel am Wochenende arbeiten müsste, was sich nicht gut anfühlt im Moment mit meinen drei Kindern. Ich bin super gespannt, wie ich das lösen werde. Stay tuned! Da streiten zwei Seelen in meiner Brust, oder zwei Farben: Rosa, die Liebe, will für meine Kinder da sein, hellblau will meine Clownin ausleben.
Und mittlerweile weiß ich ja als erfahrene Mama auch, dass es super wichtig, dass ich in meiner Kraft bin, weil eine Burn-Out-Muddi auch nicht so richtig cool ist ; ).

12. Ich bin eine Pionierin👣
Ich weiß, dass ich eine Entdeckerin und Vorreiterin bin. Ich gehe Wege, die noch Niemand in meiner Familie gegangen ist. Ich habe Kunst studiert als Erste in meiner Familie. Ich bin Clownin, als Erste meiner Familie. Ich habe mein drittes Kind in Costa Rica geboren. Ich habe versucht als Erste meiner Familie eine gleichberechtigtere, wertschätzendere Beziehung zu meinen Kindern aufzubauen, ohne alte schwarze Pädagogik oder Autoritätsquatsch. Und ja, es gab Momente, in denen ich das verflucht habe, weil Demokratie in der Familie auch super nervig sein kann ;).
Und ich bin nicht nur Wegbereiterin und Erste in meiner Familie, als Scanner-Persönlichkeit verbinde ich auch unterschiedliche Felder und Themen miteinander: Ich bin Clownin, ich bin aber auch Yogalehrerin. Ich bin bildende Künstlerin, aber auch Mama mit Leib und Seele. Ich liebe es, vor Ort zu arbeiten, verbinde dies aber mit den Möglichkeiten des Online Business. Ich wohne in Deutschland, habe aber auch schon mehrmals in Costa Rica gewohnt, spreche Englisch, Spanisch und Französisch und besitze ein Stück Land in Costa Rica.
Weiß ich schon, in exakt welcher Form ich das verbinden werde? Nicht wirklich, nein. Aber ich frage mich, ob mir langweilig wäre, wenn ich das schon wissen wüsste.
Außerdem will ich offen bleiben, für das was das Universum, und meine Community Online und vor Ort, am Meisten braucht von meinen Fähigkeiten.
Und darauf, das zu entdecken, dieses bunte Zusammenspiel von meinen Seelenfarben mit deinen Seelenfarben, das zu entdecken, darauf freue ich mich schon soo sehr! Wie aufregend meine bunte Lebensreise ist! Was ich noch Alles entdecken kann!

13. Was sind DEINE Bestimmungen? 🌈
Ich hoffe, ich habe dich mit diesem Text und den Reflektionen über meine Bestimmungen inspiriert über deine Bestimmungen nachzudenken und zu fühlen.
Ich unterstütze dich auf deiner Reise, deine Bestimmung zu sehen, zu entdecken und tiefer zu leben. Ich bin gerne für dich da, um den Raum zu halten für deine Selbsterkenntnisse, Gefühle, Gedanken und deine Aha-Momente während du deine Lebensreise, deine Geschichte und deine Bestimmung entdeckst!
In Liebe, Eva Bea 💜