Das Gefühl, ständig ohne Auszeiten verfügbar sein zu müssen, ist eine große Herausforderung für feinfühlige Mamas. Einige hochsensible Mamas wissen oft, wo ihre Grenzen liegen. Sie haben jedoch das Gefühl, sich keine Auszeiten nehmen zu können, da ihre Kinder die Nähe zu ihnen brauchen. Hier habe ich 10 Tipps für dich, wie du zu mehr Auszeiten in deinem bunten Mama-Alltag kommst!
1. Selbstwahrnehmung
Du musst dich erstmal selbst wahrnehmen, um zu wissen, dass du eine Pause brauchst! Oft denken wir hochsensiblen Mamas, dass wir irre viel leisten…und es geht noch mehr….und es geht noch mehr. Ja, es geht mehr. Aber es geht auch weniger. Und es geht auch innerhalb deines Wohlfühlbereiches. Wenn du regelmäßig kleine Rituale der Selbstwahrnehmung in deinen Alltag einbaust, dann lernst du besser auf dich, deine Bedürfnisse und deine inneren Stimmen zu hören! Ich stelle dir auf diesem Blog nach und nach verschiedene Techniken der Selbstwahrnehmung vor.
2. Dein Gefühl hat immer Recht
Dein Bedürfnis nach einer Auszeit ist begründet! Du leistet einen mega krassen Job, du kümmerst dich um unselbstständige Lebewesen. Andere Menschen, die das tun, werden dafür bezahlt. Das ist eine sehr anstrengende Lebensphase! Das Leben mit kleinen Kindern ist ein ständiges Entlang-Schubbern an den eigenen Grenzen! Du bist völlig zu Recht erschöpft! Bitte spiele deine Leistung und deine Lebenssituation nicht herunter, à la, Andere haben Zwillinge, ich darf mich ja gar nicht beschweren.
Doch, du darfst dich beschweren! Du darfst ausdrücken und fühlen, dass der Alltag mit kleinen Kindern eine Herausforderung ist! Du leistest enorm viel! Vergleiche dich nicht mit Anderen. Es geht nicht darum, womit dich deine inneren Stimmen vergleichen. Es geht nicht um die anderen Mütter. Es geht nicht darum, was andere Mütter leisten.
Es geht um dein Gefühl! DEIN GEFÜHL HAT IMMER RECHT! Wenn du das Gefühl hast, es ist zuviel für dich und du brauchst eine Pause, dann ist das Gefühl richtig. Lass dir von Niemandem etwas Anderes einreden, auch nicht von deinen eigenen Stimmen!
3. Herzensbedürfnis oder Glaubensmuster?
Vielleicht WILLST du ja immer für dein Kind da sein? Dann ist doch alles in Ordnung! Folge deinem Herzensbedürfnis, ein präsenter Ansprechpartner für dein Kind zu sein! Wenn das Gefühl Verfügbar-Sein-Zu-Müssen eigentlich dein Herzenswunsch ist, dann genieße es! Dann sage dir: „YES! Ich bin immer für meine Kinder da! Es ist anstrengend, aber es ist mir wichtig!“
Oder ist es gar nicht dein Bedürfnis, sondern ein GLAUBENSMUSTER in deinem Kopf? Ein Glaubensmuster ist eine Annahme, die du von der Welt hast, etwas, was du glaubst, wie die Welt funktioniert. Das sind Sätze, die wir in der Kindheit und durch unsere kulturelle Prägung gelernt haben. Das Glaubensmuster ist irgendwie in deinen Kopf gekommen, obwohl es nichts persönlich mit dir und deiner Familie zu tun hat. Es ist einfach da, ohne richtig zu passen, wie ein zu enges Kleid.
Vielleicht lautet das Glaubensmuster: Eine gute Mama ist immer für ihr Kind verfügbar. Hast du dieses Glaubensmuster im Kopf? Wenn du feststellst, dass es ein Glaubensmuster ist und du es loswerden willst, dann schau es dir genau an, nimm es liebevoll war- und dann löse es dann auf.
Die Inspirationslehrerin Teal Swan schlägt in dem Video „Is it Useful?“ vor, Wahrheiten, Gedanken und Glaubensmuster daraufhin zu untersuchen, ob sie NÜTZLICH FÜR DICH UND DEINE GEGENWART sind. Ist der Gedanke “Eine gute Mama steht ihrem Kind immer zur Verfügung!” nützlich für dich und deine Gegenwart- oder macht es aus dir sogar eine unglückliche Mama?
Du bist die Königin deiner Glaubensmuster. Du kannst Glaubensmuster, die nicht länger zeitgemäß und hilfreich für dein Leben sind, durch andere, lebendigere, für dich authentische Glaubensmuster ersetzen.
Vielleicht bist du keine Mama, die ihrem Kind ständig zur Verfügung steht. Vielleicht bist du aber eine gute liebevolle Mama, wenn du die HÄLFTE DEINER ZEIT deinem Kind zur Verfügung stehst? Oder wär’s mit: Eine gute Mama ist eine Mama, die täglich Schokopudding isst ! Oder: Eine gute Mama ist eine Mama, die einmal am Tag mit ihrem Kind zusammen lacht! Schaffe dir deine eigenen, individualisierten Pippi-Langstrumpf-Glaubensmuster!
4. Du bist nicht verantwortlich für das Glück deines Kindes
Du bist nicht verantwortlich für das Glück deines Kindes und gleichzeitig bist du verantwortlich für dein Kind. Du bist verantwortlich für praktische Basics, wie zum Beispiel dem Kind mit der Nahrung zu helfen. Aber du bist nicht für das Glück deines Kindes verantwortlich! Selbst wenn du deinem Kind alles gibst, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass dein Kind glücklich wird. Du weißt nicht, was der Plan der Seele deines Kindes ist. Es wird viel im Leben deines Kindes geben, was du nicht kontrollieren kannst. Das Einzige, wofür du verantwortlich bist, ist die Liebe, die du deinem Kind schenkst und dein eigenes Lebensglück. Da hast du schon mal ordentlich zu tun ;).
5. Auszeiten im Beisein der Kinder
Nimm dir kleine Auszeiten im Beisein der Kinder! Nimm dir zum Beispiel eine Klo-Auszeit. Geh aufs Klo, mach die Tür zu, Ruhe! Kinder können lernen, dass auch die Mütter Seelenpausen im Alltag brauchen. Das kann man früh anfangen und Schritt für Schritt ausweiten. Eine Möglichkeit ist, dem Baby abends ein Stoffbuch in die Hand zu geben und selbst zu lesen abends, und wenn es nur dreißig Sekunden sind, am Anfang. Es geht darum, dem Baby zu zeigen: Schau mal, wir können uns beide mit etwas beschäftigen. Wir können beieinander sein und doch jede für sich.
6. Zeige deinem Kind, dass es das Recht hat, nichts zu tun
Wenn du es nicht schaffst, dir wegen dir selbst eine Auszeit zu nehmen, nimm dir eine Auszeit WEGEN deines Kindes und FÜR dein Kind! Du hast mehr Power als Mama und kannst deinem Kind mehr geben, wenn du deine Batterien ab und zu mal auflädst. Und: Du zeigst deinem Kind von klein auf: Es ist okay und natürlich, sich Auszeiten zu nehmen.
Du darfst träumen. Du darfst einfach nur vor dich hinstarren. Du darfst die Wolken beobachten. Es ist okay und sogar wichtig, nichts zu tun. Das Träumen, zweckfreie Sich-Verströmen und Einfach-Sein ist nicht nur wichtig für die Mütter.
Kinder haben eine natürliche Gabe, sich im Alltag kleine Auszeiten zu nehmen. Meine große Tochter schaltet sich manchmal einfach aus und schaut aus dem Fenster. Sie ist dann nicht ansprechbar, wie in einer anderen Welt.
Sie kontaktiert ihre Seele und schafft sich so kleine Erholungsinseln im Alltag. Diese Träumpausen sind wichtig. Ich zeige ihr, dass ich die Erholungsinseln wichtig finde, indem ich sie träumen lasse und sie nicht zurückhole. Sie kommt zurück, wenn sie fertig ist.
7. Plane Auszeiten wie ein Date mit dir selbst ein
Plane Auszeiten wie ein Date mit dir selber ein und trage es in deinen Kalender ein. Ungefähr so:
„Morgen 18h bin ich eine halbe Stunde nur für mich selber da, in dieser Zeit übernimmt eine andere liebevolle Bezugsperson die Betreuung des Kindes. Ich bin in dieser Zeit nicht für mein Kind da, nicht für mein Partner, nicht für den Haushalt, nicht für meine Freundin, nicht für die Haustiere und ich gehe auch nicht ans Handy. Ich bin in dieser Zeit NUR FÜR MICH DA.“
Auszeiten nehmen ist genauso wichtig und sogar überlebensnotwendig für dich wie Arbeitszeit, Haushaltszeit, Kinderbetreuungszeit oder Partnerzeit!
8. Gib Verantwortung für die Kinderbetreuung ab und hol dir Unterstützung
Im Buch „Lean In. Frauen und der Wille zum Erfolg“ erwähnt Sheryl Sandberg, dass Mamas, die den Anspruch haben, alles perfekt zu machen, einen wesentlich größeren Anteil der Arbeit zu Hause übernehmen, als Mamas und Frauen, die Verantwortung abgeben. Es kann sein, dass du es eventuell am Besten schaffen würdest, aber DAS SCHAFFEN AUCH ANDERE! Das schafft auch der Papas! Das schafft auch die Oma! Das schafft auch die Putzfrau! Und wenn der Papa dem Baby die Windel auf den Kopf setzt!
Noch ein Wort zum Thema Papas: Bezieh die Papas mit ein! Von Anfang an! Papas sind so wichtig! Das fängt schon während der Schwangerschaft an. Wenn es dir als Gebärende gut tut, lass den Papa bei der Geburt mit dabei sein! Nach der Geburt kann der Papa das Baby vor dem Bauch tragen, so wie du das Baby in der Schwangerschaft im Bauch getragen hast.
Und: Der Papa darf es anders machen. Es kann sein, dass du es nicht gut findest, wie er die Betreuung gestaltet. Aber er darf es anders machen. Vielleicht hilft dir folgender Spruch, den ich von einer lieben Freundin erfahren habe: „ICH BIN ZU 100 PROZENT FÜR UNSER KIND VERANTWORTLICH UND DU BIST ZU 100 PROZENT FÜR UNSER KIND VERANTWORTLICH!“
9. Outsourcen
Was kannst du außer der Betreuung an Vertrauenspersonen noch abgeben? Kannst du die Arbeit im Haushalt abgeben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du irgendwann auf dem Totenbett sagen wirst: Hätte ich nur mehr Zeit mit meinem Haushalt verbracht ! Gib so viel Verantwortung wie möglich ab, damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst!
10. Schraub deine Ansprüche an dich selbst drastisch nach unten
Die ersten Kleinkindjahre sind anstrengend. Schraube deshalb alle deine Ansprüche so weit nach unten, wie es nur geht. Schraube deine Ansprüche runter in Bezug auf Ordnung, Hygiene, gesunde Ernährung, die Beziehung zu deinem Partner, in Bezug zu deinen Freundschaften, dann hast du auch mehr Freiräume und bist entspannter, wenn alles mal nicht 100 Prozent perfekt ist. Löse dich von deinen Ansprüchen! Versuche eine unperfekte Mama zu sein, dann bekommst du mehr Freiheit!
Ich wünsche Dir aus meinem ganzen Mamaherz, dass du zu mehr Auszeiten und Erholung kommst im Familienalltag! Das Schönste an der Auszeit ist: In der Auszeit hast du den Luxus, dein Kind zu vermissen, seinen Geruch, seine erfrischenden Ideen, sein Lachen, das Kuscheln.
Und dann kannst du es wieder fühlen: WOW, DIESE FAMILIE IST EIN RIESENGESCHENK! Dann hast Zeit und freie Sicht für die Dankbarkeit. Und ja, es ist klischeehaft, aber es stimmt: Die Zeit, in der die Kinder dich so nah und so ganz brauchen geht viel zu schnell vorbei. In den Auszeiten erinnerst du dich daran und hast nicht nur Zeit zum Atmen, sondern auch Zeit, um das Leben mit deinem Kind wieder zu schätzen.
Alles Liebe, Eva Bea