Hey du wundervolle Seele,
ich schreibe dir heute, weil ich eine alte Notiz von mir gefunden habe und sie unbedingt mit dir teilen will. Hier ist sie:

Du darfst sein und ich darf sein.
Puh, so einfach und so schwierig, mmh?
Was meine ich damit? Manchmal habe ich das Gefühl, dass 80% der Kommunikation von Menschen daraus besteht, den Anderen verändern zu wollen oder sich und seine Grenzen zu verteidigen. Oh mein Gott, so anstrengend!
Wie könnte eine Beziehung aussehen, wenn ich sein darf und du sein darfst?
Sagen wir als Beispiel, ich sage aus Versehen etwas, dass dich verletzt.
Eine Möglichkeit wäre, dass du versuchst, mich zu verändern, damit ich dir nicht mehr weh tue. Das bedeutet jedoch auch, dass du für immer von mir abhängig sein wirst, wie ich mich verhalte. Das wünsche ich mir weder für dich, noch für mich.
Oh, du könntest für alle Ewigkeit das Alleinsein als die sicherste Variante wählen. Natürlich, das ist deine Freiheit. Du könntest versuchen, nur noch in Kontakt mit super perfekten Menschen zu sein. Ich weiß nicht, ob es diese Menschen gibt, aber du könntest zumindest dein Leben damit verbringen, diese perfekten Menschen zu suchen.
Aber ich persönlich, ich für mich, habe mich für das große Abenteuer Leben und menschliche Beziehungen entschieden, mit offenem Herzen, in all seiner Unperfektheit und seinem Chaos. Wie wirst du dich entscheiden?
Was könntest du noch tun, wenn ich etwas sage, dass dich verletzt? Du könntest dir sagen: Ich darf sein. Und sie kann sein. Es könnte dir völlig schnuppe sein, was ich sage. Es könnte dir auf eine yogische, buddhistische, liebevolle Art völlig egal sein. Weil du in dir geerdet bist.
Es könnte aber auch sein, dass du so sensibel bist wie ich und du die Welt sehr nahe an dich herankommen lässt. Es könnte sein, dass, was ich sage, dich tatsächlich verletzt. Mach dir Nichts draus. Ich liebe sensible Menschen.
Was wäre nun die Du darfst sein und ich darf sein-Variante in dem Fall, dass es dich verletzt hat?
Der erste Schritt ist der allerschwierigste und braucht all deinen Mut: Du fühlst deine Gefühle. Du fühlst die Verletzung. Statt die aufkommenden Gefühle sofort in ein Feuerball zu verwandeln und auf mich zu schmettern, fühlst du in dein Feuer hinein.
Bevor du automatisiert reagierst, machst du eine P A U S E. Atmest einmal. Du bist sicher. Du bist hier sicher mit mir, auch in deiner Verletzung, auch mit deinen Gefühlen, auch mit deinem Feuer.
Du fühlst in dich hinein: Wo spüre ich das Gefühl im Körper? Wo spüre ich das Feuer? Neugierig könntest du erforschen, woher du dieses Gefühl bereits kennst von früher. Du könntest die Verletzung in dir als pure Wellen von Energie und Gefühlen wahrnehmen und spüren, dass du am Leben bist.
Du könntest ausdrücken: Wie du das gesagt hast, das hat mich verletzt. Hast du das so gemeint?
Aber das geht nur, wenn dir dein Ego nicht im Weg steht. Wenn es nicht wichtiger ist, dass du Recht hast. Es geht nur, wenn unsere Verbindung wichtiger ist als dein Selbstschutz. Es geht nur, wenn du mutig genug bist, alle Verurteilung und Schwarz-Weiß-Sicht meiner Verhaltensweisen und deiner Gefühle loszulassen.
Oh, auf was für eine wunderbare Entdeckungsreise wir Beide gehen könnten, wenn du dich trauen würdest zu springen. Bist du mutig genug?
Eine andere Richtung ist: Du darfst sein mit deiner Verletzung. Du darfst mich sogar zurück verletzen in dem Versuch, deine Gefühle nicht zu fühlen und dich zu schützen. Auf meiner Seite dasselbe: Ich darf wiederum sein mit meinen Gefühlen, die ich empfinde, wenn du mich in deiner Verteidigung versuchst zu verletzen. Ich kann mich sogar ducken und dein Verletzungsversuch an mir vorbeifliegen zu lassen wie ein fehlgeleiteter Ball.
Ich kann es mir übersetzen, wenn du vorwurfsvoll sagst: Das musst du jetzt nicht so betonen. Dann übersetze ich es mir in: Aua, das tat weh, wie du das gesagt hast.
Oh, ich hatte dich verletzt. Das war nicht meine Absicht gewesen. Du bist wundervoll. Du bist ein wundervoller sensibler Mensch. Ich bin hier für dich. Du darfst sein. Und ich darf sein. Das ist die ultimative Selbstliebe, Selbstakzeptanz und Liebe.
Alles Liebe, Eva Bea